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Stephan Loos / Michael Reitemeyer / Georg Trettin (Hg.), Mit dem Segen
der Kirche? Gleichgeschlechtliche Partnerschaft im Fokus der Pastoral,

Herder: Freiburg i. Br. 2019 (ISBN: 978-3-451-38417-2)

  

Das Verhältnis von Lesben und Schwulen zur katholischen Kirche und umgekehrt ist kompliziert. Eine Geschichte der Missachtung und des mangelnden Respekts seitens der Kirche und mancher ihrer Repräsentanten hat viele schon in jungen Jahren, aber auch als Erwachsene – in der Schule, in der Gemeinde, im Berufsleben – verletzt.

 Viele gleichgeschlechtliche Paare, die ihr Leben in einer Partnerschaft führen wollen, sehen in der Verweigerung einer kirchlichen Trauung oder auch in einer drohenden Entlassung aus dem kirchlichen Dienst nach ihrer Eheschließung eine Zurückweisung als Lesben und Schwule.


Ob einem gleichgeschlechtlichen Paar die Bitte um eine Segnung erfüllt wird, ist „Glückssache“ bzw. hängt von dem Wohlwollen und Mut des jeweiligen Priesters ab. An manchen Orten gibt es durchaus seit Jahrzehnten eine entsprechende pastorale Praxis – sei es in seelsorglicher Situation, sei es in einem Gottesdienst –, jedoch ohne dass ein solches Handeln kirchlich geregelt wäre.

  

Am 4. und 5. Juni 2018 befasste sich die Katholische Akademie Hamburg in Kooperation mit der Katholisch-Sozialen Akademie des Bistums Osnabrück, dem Ludwig-Windhorst-Haus in Lingen, im Rahmen einer Fachtagung mit der Frage der pastoralen Begleitung gleichgeschlechtlicher Paare und thematisierte auch die immer wieder geäußerte Bitte nach einem Segen.

 Die Initiative, sich diesem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven zu widmen und Wissenschaftler*innen, Fachleute aus der pastoralen Praxis, haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter*innen, aber auch Lesben und Schwule mit ihren eigenen Erfahrungen und Erwartungen miteinander ins Gespräch zu bringen, entstand zwei Jahre zuvor im Gespräch von Vertreter*innen katholischer Lesben- und Schwulengruppen mit dem Vorsitzenden der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Franz-Josef Bode von Osnabrück.

Der vorliegende Band macht Reflexionen und Zeugnisse dieses nicht-öffentlichen Fachgesprächs für alle zugänglich. Er soll der weiteren Diskussion dienen und der kirchlichen Praxis hilfreiche Impulse geben.

 

Folgende wichtige Fragen wurden bei der Tagung aufgeworfen und bedürfen der weiteren Reflexion:


Wie ist eine Sexualmoral der römisch-katholischen Kirche zu begründen, die den Erfahrungen und Erwartungen sowie der Selbstwahrnehmung von Lesben und Schwulen angemessen ist?


Muss das katholische Eheverständnis neu überdacht werden?


Darf sich die Kirche der Bitte konkreter gleichgeschlechtlicher Paare um Segen verweigern, wenn schon eine sakramentale Trauung nicht denkbar erscheint?


Setzt eine kirchliche Erlaubnis, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, notwendig eine Änderung der kirchlichen Sexualmoral voraus?
Welche Voraussetzungen sind insgesamt zu berücksichtigen?


Sind regionale Lösungen in diesen Fragen vorstellbar und, wenn ja, wie sind zu realisieren?


Wie muss eine pastorale Praxis aussehen, die LGBTI*-Personen ernst nimmt und ihnen gerecht wird?


Die Tagung zielte darauf ab, sich kirchlicherseits der „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute“ (Gaudium et Spes, Pastoral-konstitution des 2. Vatikanischen Konzils) nicht zu verschließen und ihnen den Zugang zum liebenden Gott nicht zu verbauen. In diesem Sinne versteht sich der Band auch als ein Beitrag zum synodalen Weg.


Hamburg, Lingen, Frankfurt am Main, 10. Juli 2019
Dr. Stepan Loos, Dr. Michael Reitemeyer, Georg Trettin


Stephan Loos / Michael Reitemeyer / Georg Trettin (Hg.), Mit dem Segen
der Kirche? Gleichgeschlechtliche Partnerschaft im Fokus der Pastoral,

Herder: Freiburg i. Br. 2019, ISBN Print 978-3-451-38417-2, ISBN E-Book (PDF) 978-3-451-83417-2, 208 Seiten, 22 Euro.

 

Mit einem Geleitwort von Bischof Dr. Franz-Josef Bode und Erzbischof Dr. Stefan Heße sowie mit Beiträgen von Petra Dankova, Stefan Diefenbach, Stephan Goertz, Johannes zu Eltz, Andreas Heek, Georg Henkel, Sven Kerkhoff, Martina Kreidler-Kos, Birgit Mock, Hans-Joachim Sander, Peter Schallenberg, Tillman-David Schneider, Thomas Schüller, Christoph Simonsen, Michael Thurn und Georg Trettin.